Ökonomisches Handeln im Licht des Glaubens: Erfahrungen und Erkenntnisse aus meiner Zeit im Vatikan.

Mit Gastredner Erzbischof Dr. Georg Gänswein, vormaliger Präfekt des Päpstlichen Hauses

Kirchliche Perspektiven und Impulse für die Wirtschaft in einer Zeit der Krisen.

„Das Maß der Wirtschaft ist der Mensch und das Maß des Menschen ist Gott“. Auf dem 41. Innovationsforum der Anton Häring KG sprach Erzbischof Dr. Georg Gänswein über seine Zeit im Vatikan und darüber, wie wichtig christliche Werte für wirtschaftliches und ökonomisches Handeln sind.

Der Andrang im Betriebsrestaurant ANTONIS der Anton Häring KG in Bubsheim am Donnerstagabend mit knapp 500 Gästen war beeindruckend. Laut Miriam Häring konnte der Rekord an Interessierten aus dem Vorjahr nochmals übertroffen werden. Auf dem 41. Innovationsforum – einmal mehr in Kooperation mit der Interessengemeinschaft der Erwin-Teufel-Schule – sprach Erzbischof Dr. Georg Gänswein zum Thema „Ökonomisches Handeln im Licht des Glaubens – Erfahrungen und Erkenntnisse aus meiner Zeit im Vatikan“.

Einleitend begrüßte Robert Pemsel, 1. Vorsitzender der INTER-ETS und Geschäftsführer der Anton Häring KG, beim diesjährigen Innovationsforum wieder zahlreiche bekannte und namhafte Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Selbstverständlich waren Ministerpräsident a.D. Prof. Dr. Erwin Teufel vor Ort, genauso wie der Landtagsabgeordnete Guido Wolf, ehemalige Politiker wie Volker Kauder, Franz Schuhmacher, Karl Rombach, Josef Rebhan und Ernst Burgbacher. Zusätzlich waren Vertreter der Kommunen, darunter auch Bürgermeister Thomas Leibinger von Bubsheim, sowie aus Landkreisen, Schulen und Unternehmen aus der Region anwesend.

Miriam Häring, Geschäftsführerin der Anton Häring KG, eröffnete die Veranstaltung mit einer eindringlichen Rede, in der sie „den Teufel nicht an die Wand malen wolle,“ aber dennoch „den Finger in die Wunde legen“ musste. Es sei in „Zeiten der […] wirtschaftlichen, ökologischen oder gesellschaftlichen […] Unsicherheit,“ wichtig, dass von der Politik „dringend notwendige Rahmenbedingungen endlich geschaffen werden.“ Dennoch dürfe man den Glauben an besser Zeiten nicht verlieren:

„Ohne den Glauben daran, dass man seinen Weg gehen und seine Ziele erreichen kann, gibt es kein Wollen. Können. Machen. – ohne die Zuversicht, Dinge zum Besseren verändern zu können, funktioniert Wollen. Können. Machen. nicht – in jedem Wort steckt der Glaube mit drin.“ Dass auf an etwas glauben auch etwas anpacken folgen muss, belegt die Unternehmerin mit mehreren Beispielen, u.a. der Gründung des Wirtschaftsverbands Heuberg und endete schließlich mit dem Verweis auf Hiob, der trotz zahlreicher Schicksalsschläge nie seinen Glauben verlor. „Ich bin fest davon überzeugt: Wer positiver denkt, ist erfolgreicher. […] Wir brauchen Zuversicht – dann schaffen wir auch, wovor wir stehen.“

Referent Erzbischof Dr. Georg Gänswein zog anschließend in seinem Vortrag ebenfalls den Vergleich zwischen Religion und Wirtschaft, stellt dabei aber besonders die moralischen Aspekte in den Vordergrund. In seiner Zeit als Privatsekretär von Papst Benedikt XVI hatte er tiefe Einblicke in die Gedankenwelt des ehemaligen Kardinals Ratzinger und bezog sich bei seinem Vortrag weitgehen auf dessen dritte Enzyklika „Caritas in Veritate“, zu deutsch „Die Liebe in der Wahrheit“. So befasste sich Erzbischof Gänsweins Vortrag auch mit der dort dargelegten Glaubensauffassung zur Soziallehre und der daraus abgeleiteten Nächstenliebe als notwendiges Fundament.

Die sich daraus ergebenden Grundwerte, Sozialstruktur und Moral zu finden und zu leben sei „in den Plan Gottes einzuwilligen“, führte der Erzbischof weiter aus. „Denn ein Humanismus ohne Gott ist ein unmenschlicher Humanismus.“ Ohne diese Werte hänge ein Wirtschaftssystem in der Luft. Daraus abgeleitet widersprach der Geistliche auch der Annahme, dass der Markt alles regeln könne und wies eindringlich auf „das Prinzip der Liebe, der Unentgeltlichkeit und des Geschenks“ hin, das sich nicht nur in Wirtschaft und Staat, sondern vor allem in der Zivilgesellschaft wiederfinden müsse. Man müsse Anreize schaffen, denn Fairness, korrektes Handeln und Gerechtigkeit ließen sich niemals allein durch Gesetze umsetzen.

Erzbischof Dr. Georg Gänswein erwies sich als unterhaltsamer Sprecher und beeindruckte besonders in der anschließenden Fragerunde. Dort beantwortete er die Frage von Miriam Häring nach dem „beeindruckendsten Moment im Vatikan“, ausführlich mit der Ernennung von Kardinal Ratzinger zu Papst Benedikt XVI. Auf seine Gedanken zum Thema Künstliche Intelligenz angesprochen, und ob sich diese seiner Meinung nach mit moralischen Werten und Maßstäben vereinen ließe, zeigte er sich skeptisch, äußerte jedoch die Hoffnung, dass „nicht alles, was technisch machbar ist, auch umgesetzt wird.“

Das Innovationsforum – eine Veranstaltung der Inter-ETS.

Die 1979 gegründete Interessengemeinschaft vereint heute zahlreiche Ausbildungsunternehmen und Gemeinden im Einzugsbereich der Erwin-Teufel-Schule Spaichingen sowie Lehrkräfte, Eltern und Privatpersonen. Derzeit umfasst der Schulförderverein ca. 130 Mitglieder, die unter der Leitung des Geschäftsführers der Anton Häring KG Robert Pemsel die Förderung des Zusammenwirkens von Schule, Handwerk, Industrie und Kommunen zum Ziel haben. Abwechslungsreiche Veranstaltungen mit hochkarätigen Rednern zu Themen aus Wirtschaft und Politik zählen zu den alljährlichen Höhepunkten.

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